Die schwedischen Län (Regierungsbezirke)

Wenn man heute in Schweden von einem Län spricht, so meint man die Regierungsbezirke des Landes, auch wenn man dafür ein Wort verwendet, das bis in das Mittelalter zurückreicht und früher die Ländereien bezeichnete, die Adelige für ihre besondere Leistungen vom König erhielten, sei als Gabe oder auch nur als lebenslange Leihgabe. Das Län kommt daher aus dem Lehenswesen und bedeutete, dass der Lehnsherr dort eine gewisse Autonomie hatte und neben dem Besitzer auch der dortige Richter, das Finanzamt und der Gesetzgeber war.
 
Das moderne Schweden besteht aus 21 sogenannten moderneren Län, also Provinzen oder Regierungsbezirken, politischen Einheiten, die sich, im Gegensatz zu den sogenannten Landschaften, nicht geografisch voneinander abgrenzen, aber für den Besucher dennoch eine gewisse Bedeutung haben, da diese Provinzen in vielen Punkten eine Art Selbstverwaltung haben, wenn auch im Auftrag der Zentralregierung.

Die Festung Bohus in Kungälv
Foto: Herbert Kårlin

Da die einzelnen Län zwar ihre Weisungen von der Regierung in Stockholm erhalten, die Landshöfdinge, die politischen Führer einer Provinz, jedoch gleichzeitig die Aufgabe haben ihre Region nach bestem Wissen zu verwalten und zum Wohlstand zu führen, unterscheiden sich die Verkehrsvorschriften, der Naturschutz, das Gesundheitswesen, die Umweltpolitik und vieles mehr sehr deutlich von Län zu Län. Die überschreitung einer dieser unsichtbaren Grenzen kann daher bereits die ärztliche Behandlung verändern oder einen Einfluss auf das Jedermannsrecht ausüben. Wer im Urlaub einen Arzt benötigt, wird daher nicht in ganz Schweden die gleiche Erfahrung machen, sondern 21 unterschiedliche Erfahrungen. Und wer am Straßenrand in seinem Wohnwagen übernachten will, sollte sich ebenfalls in einem Län befinden in dem diese Möglichkeit existiert, da auch hier das überschreiten der unsichtbaren Grenze sehr teuer werden kann, da in zahlreichen Provinzen das übernachten im Wohnwagen oder Wohnmobil als Campen gerechnet wird, was wiederum nur in Campingplätzen erlaubt ist.
 
Die verschiedenen Provinzen Schwedens sind schließlich noch in 290 Gemeinden, die sogenannten Kommuner eingeteilt, die zum Teil ebenfalls eigene Regeln aufstellen können. So ist es, zum Beispiel, in Stockholm und Göteborg verboten an Wochentagen länger als 24 Stunden auf dem gleichen Parkplatz zu stehen ohne dazwischen mit dem Fahrzeug unterwegs gewesen zu sein, während man dies in so manch anderer Gemeinde weitaus lockerer sieht.
 
Und selbst die Angebote für den Tourismus und die Infrastruktur hängen von den Län und den Kommuner ab, was auch erklärt, warum manche Gegenden für den Besucher nur als "weiße" touristische Fläche erscheinen, auch wenn man dort vielleicht einige der schönsten Stellen des Landes findet.
 
Reiseführer Schweden versucht so weit wie möglich die wichtigsten Eigenheiten der Regierungsbezirke und der Gemeinden herauszuarbeiten und bietet daher auch Informationen, die von offiziellen Stellen, aus welchen Gründen auch immer, verschwiegen werden.